Was ist Osteopathie?

Der Name Osteopathie ist leider etwas irreführend und mit der Übersetzung pathos (gr.) - Leiden und osteon (gr.) Knochen nicht ausreichend erklärt.

Bestenfalls weist diese Übersetzung darauf hin, daß sich die Osteopathie (wenigstens zum Teil) mit dem Bewegungsapparat, also Knochen, Bändern, Gelenken und Muskulatur, beschäftigt.

Entwickelt wurde die Osteopathie vor etwa 120 Jahren von dem amerikanischem Arzt A.T.Still, der nach dem Tod von Familienmitgliedern intensiv nach Alternativen zur damals üblichen Medizin suchte.

Er entwickelte eine ganzheitliche manuelle Medizin, die den Körper als Einheit betrachtet und davon ausgeht, daß Funktionsstörungen in einem Teil des Körpers durch die dadurch bedingte Fehlhaltung Auswirkungen auf andere Bereiche und Systeme des Körpers hat. Dies ist immer noch Grundlage der osteopathischen Ausbildung.

A.T. Still vergleicht den menschlichen Körper mit einem fließenden System.

Durch gezielte Handgriffe und Weichteiltechniken werden die Voraussetzungen für die Eigenregulation durch den Körper geschaffen. Ziel ist es, die bestmögliche Beweglichkeit und Zirkulation (arterielle Versorgung und venöse und lymphatische Drainage) in den betroffenen Körperregionen wiederherzustellen.

Die Einteilung der Osteopathie in 3 Bereiche bezieht sich überwiegend auf die folgenden Strukturen:

  • Parietale Osteopathie, Gelenke, Muskeln, Faszien
  • Viszerale Osteopathie, Innere Organe und ihre bindegewebigen Aufhängungen
  • Cranio-Sacrale Osteopathie, Schädelknochen, Kreuzbein, Zentrales und Peripheres Nervensystem

Tatsächlich sind alle Organsysteme im Körper über Bindegewebsstrukturen (z.B. Faszien) und Nerven miteinander verbunden und eine rein viszerale oder parietale Behandlung wird in der Praxis nicht möglich sein. Gefäße und Nerven werden mitbehandelt und dadurch eine Wirkung auch auf von der direkt behandelten Region entfernter liegende Strukturen erklärbar.

Auf den Seiten des Verbands der Osteopathen Deutschland VOD finden Sie Informationen über Indikationen, Berufsbild und Ausbildung:

www.osteopathie.de/de-osteopathie.html

Kinderosteopathie

Osteopathen sind dafür ausgebildet, Spannungen und ungewöhnliche Belastungen im Gewebe zu diagnostizieren und zu behandeln. Bei der Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern ist es sehr wichtig, sich der besonderen Anatomie und Physiologie von Kinder verschiedenen Alters bewusst zu sein. Niemals wird eine Kinderosteopathin Manipulationen am sich entwickelnden Skelett eines Babys vornehmen! Die Behandlung ist sehr sanft und respektiert Anatomie und Gewebespannung. Oft kann ein Teil der Behandlung auf dem Schoß der Eltern oder beim Stillen stattfinden.

Alle Aspekte von Gesundheit sind wichtig, so daß eine Befunderhebung mit Fragen über Schwangerschaft, Geburtsverlauf und die ersten Tage nach der Geburt beginnt. Informationen über Unfälle,Infektionen und allgemeine Entwicklung sind ebenfalls von Bedeutung.

Bei der Untersuchung eines Neugeborenen werden Asymmetrien und abweichende Spannungen in Becken, Wirbelsäule und Kopf untersucht.

Unter der Geburt ist der kindliche Körper, meist besonders der Kopf, enormen Kräften ausgesetzt während sich das Baby , von den Gebärmutterkontraktionen geschoben,durch das mütterliche Becken schiebt. Das ist möglich, weil der Kopf eines Babys so angelegt ist, dass er sich an unterschiedliche Formen und Situationen anpassen kann, indem sich die noch nicht voll verknöcherten Schädelplatten verformen und teilweise verschieben. Durch Saugen, Schreien und Gähnen unterstützt das Neugeborene nach der Geburt die noch weichen Strukturen von Kopf und Wirbelsäule dabei, wieder in bessere oder "normale" Positionen zu kommen, und die deutlichen Verformungen, die manch kindlicher Kopf unmittelbar nach der Geburt zeigt, verschwinden innerhalb der ersten Lebenstage. Nicht immer ist dies vollständig der Fall. Hat das Baby schon im mütterlichen Becken wenig Platz gehabt, hat sich sein Gewebe länger in einer einseitigen Postion befunden und die Anstrengungen beim Stillen bzw. Trinken alleine reichen nicht aus, um das Köpfchen in Symmetrie zu bringen. Auch eine Geburt, bei der das Baby lange im Geburtskanal steckte, kann zu besonderen Belastungen von Halswirbelsäule und Kopf geführt haben. Dann ist es wichtig zu beurteilen, ob es sich bei der Asymmetrie um ein eher kosmetisches Phänomen handelt oder ob die Beweglichkeit beeinträchtigt ist bzw. eine "Seitigkeit" die weitere motorische oder neurologische Entwicklung beeinflussen könnte.

Ein Baby, dass sich unwohl fühlt, wird dies seiner Umgebung zeigen durch:

  • Schreien
  • Unruhe und Unzufriedenheit über längere Zeiträume
  • Bevorzugter Seite beim Stillen bzw. Trinken (lässt sich nicht auf beiden Seiten füttern)
  • Zeichen von Unwohlsein oder Schmerzen bei der Verdauung / nach dem Trinken (häufig ab 2.-3. Lebenswoche, manchmal auch schon früher)

Ein junges Baby kann nicht "verwöhnt" werden, es braucht Körperkontakt, Zuwendung und Nahrung und schreit nicht, um seine Eltern zu ärgern. Es hat Schmerzen oder Angst oder empfindet Geräusche als unangenehm (Erschrecken bei Geräuschen).

Wenn Sie Fragen haben, ob und wie Osteopathie Ihrem Kind helfen könnte, vereinbaren Sie bitte einen unverbindlichen (telefonischen) Beratungstermin.

Hinweis

Aus rechtlichen Gründen darf ich auf dieser Website keine Indikationen und Anwendungsbeispiele nennen, weil dies als Heilversprechen missverstanden werden kann. Obwohl die Osteopathie in den letzten Jahren auch in Deutschland in der Naturheilkunde immer mehr an Bedeutung gewinnt, bleibt sie in der Schulmedizin bis heute umstritten. Es gibt - besonders im angelsächsischen Raum - viele Studien, die eine positive Wirkung (u.a. deutliche Schmerzreduktion, Erweiterung des Bewegungsausmaßes) der osteopathischen Behandlung bei diversen Fragestellungen bestätigen, doch sind die untersuchten Patientengruppen aus nachvollziehbaren Gründen recht klein. In einem persönlichen Gespräch kann ich gerne mit Ihnen über die möglichen Chancen und Grenzen einer osteopathischen Behandlung in Ihrer Situation sprechen.